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Worauf kommt es beim Online Dating an?

Heutzutage ist es für Singles selbstverständlich, sich online nach einem Partner umzusehen. Während sich Großmutter früher noch lieb gemeint mit dem Satz „auf jeden Topf passt ein Deckel“ der Küchenmetaphorik bediente, muss es heute wohl eher heißen: für jeden Topf gibt es das passende Dating-Portal. Dabei macht es jedoch keinen Unterschied, ob ihr euch alle 11 Minuten in einen Akademiker, oder doch lieber einen Single mit Niveau verlieben wollt. Balanciert einfach fröhlich zwischen C-Date, J-Date und wie sie nicht alle heißen hin und her. Falls das mit dem Deckel aber doch etwas länger dauern sollte – hey, wofür gibt’s denn Frischhaltefolie?!

Ob Online Dating funktioniert, kommt auf diverse Faktoren an. Wobei, nein. Eigentlich nicht. Hauptkriterium beim Online Dating, und zwar noch wesentlicher als beim „klassischen Aufriss“ in der realen Welt, ist die Attraktiv tät der Profilfotos. Irgendwie muss ja eine erste Form der Selektion stattfinden. Doch der Blogger @WorstOnlineDater hat bereits 2015 eine empirische sozioökonomische Studie zum Thema „Ungerechtigkeit auf Tinder“ veröffentlicht. Sein Fazit legt nahe, dass „Männer, die nicht ziemlich heiß sind, lieber keine Zeit auf Tinder verschwenden sollten“ [sic]. Denn ein Mann durchschnittlicher Attraktivität (was immer das genau zu bedeuten hat) erhält lediglich von 0,87% Frauen ein Like. In absoluten Zahlen ausgedrückt ist dies lediglich 1 aus 115.

Wenn man jetzt bedenkt, dass zu einem Match noch immer zwei Personen gehören, verringert sich die rein rechnerische Chance auf eine erfolgreiche Verkupplung dementsprechend. Allerdings beschäftigt sich die Studie lediglich mit der Anzahl der Likes, ohne sie zu kategorisieren. Es muss davon ausgegangen werden, dass die 0,87% einen ähnlichen Typus Mann bevorzugen. Denn der Studie zufolge konkurrieren die oberen 78% der Frauen um die Top 20% der Männer. Wenn man Tinder Likes als Einkommen bezeichnen würde und ihr Verhältnis der „reichsten“ mit den „ärmsten“ in Bezug auf den Rest der Welt vergleicht, wären sie ungleicher verteilt, als in 95% aller Länder. Nur sieben nordafrikanische Staaten und die Seychellen weisen eine höhere Diskrepanz auf.

Sich diesen Werten bewusst, erscheint das Online Dating direkt in einem ganz anderen Licht. Die Erfolgschancen sind verschwindend gering, was jedoch nicht weiter verwundern sollte. Dating Portale gleichen ohnehin eher einem Shoppingkatalog, in dem nach Lust und Laune geblättert wird, ohne etwas zu bestellen. Aber wie für das Shopping gilt auch für die potenziellen Dates: je besser das Produkt präsentiert wird, desto eher wird sich für es entschieden. Deswegen haben wir einige Tipps gesammelt, mit denen ihr euer Online Dating Profil auf das nächste Level heben könnt.

Das perfekte Profil

Der erste Eindruck, der entsteht, wird durch den Benutzernamen vermittelt. Insbesondere bei Portalen, bei denen ein freiwählbarer Name gestattet wird, kann einiges falsch gemacht werden. Während die Kombination aus Vorname und Jahrgang die am weit verbreitetsten ist, so ist dieser Angabe mit einer gewissen Grundskepsis zu begegnen.

In der Regel sind die Günther45s dieser Welt mindestens fünf Jahre, wenn nicht noch älter. Auch in die umgekehrte Richtung ist es leicht, aus der Menge herauszustechen. Doch der Pfad zwischen Witz und Wahnsinn ist ein ganz schmaler. Hier lieber auf Dezenz setzen, denn nicht jeder reagiert ähnlich empfänglich auf augenzwinkernden Wortspiele. Hotmale@hotmail.com eignet sich ebenso wenig zur Kontaktaufnahme wie die Angabe einer Packstationsnummer. Zwar ist Humor eine der am meisten gewünschten Eigenschaften, doch den sollte man vorsichtig dosiert einsetzen.

Das Profil ist die digitale Visitenkarte. Jeder versucht, sich bestmöglich zu präsentieren. Etwas Posen und Schönmalen ist dabei völlig in Ordnung. Allerdings sollte immer darauf geachtet werden, dass die angegebenen Stichworte richtig zu interpretieren sind. „Eigenwilliger Querdenker“ sind vermutlich eher verrückte Wirrköpfe und auch an „Kaffeeliebhabern“ werdet ihr euch wohl eher die Finger verbrennen – denn damit wirkt man nicht clever oder einzigartig, sondern schlichtweg langweilig. Zum Glück gibt es nicht die eine perfekte Profilbeschreibung.

Aber je mehr persönliches preisgegeben wird, desto erfolgreicher wird die Ausbeute. Damit ist allerdings nicht das runterschreiben eines Romans gemeint. Viel zielführender ist das Anführen von Eigenschaften oder Vorlieben, die als guter Eisbrecher fungieren können. Doch knallt nicht streckbriefartig das Textfeld mit allem voll, was euch einfällt; denn auch mit Profilfotos, die euch bei euren Hobbys oder eurem Haustier zeigen, lassen einen einfachen Bezug zu. Allerdings sollten diese keine Selfies sein, um mindestens die Illusion zu wahren, dass eure Sozialkompetenz hoch genug ist, andere Leute dazu zu bringen, ein Foto von euch zu machen.

Nachdem die ersten Matches eingefahren wurden, beginnt der eigentliche Spaß der Partnersuche, nämlich das unverfängliche Chatten. Schriftliches Flirten zwischen zwei Personen hat einen unglaublichen Vorteil: Man kann sich schlagfertige Sätze in Ruhe zurechtlegen und auch die anfängliche Nervosität kann einfacher überspielt werden, als bei einem persönlichen Treffen. Allerdings kann durch die nonverbale Kommunikation eine Konversation auf eine tiefere Ebene gehoben werden, die im Chat durch den Einsatz von Emojis lediglich angedeutet werden kann. Doch diese sind, ähnlich wie Satzzeichen keine Rudeltiere! Auch Internet-Akronyme sollten trotz dem nativen Umfeldes äußerst spärlich verwendet werden, sonst könnte man leicht für infantil gehalten werden.

Gleiches gilt für den Zeitpunkt des Nachrichtenverschickens. Berufstätige stellen sich zurecht die Frage: Wer reißt denn unter der Woche jemanden auf? Und wer sich vormittags um die nächste Verabredung bemüht, zeichnet von sich schnell das Bild des arbeitslosen Hängers. Ausschließlich nächtliche Gespräche hingegen deuten unter Umständen eher auf den verrückt-verzweifelten Freak mit sexuellem Notstand hin. Wenn die erste Nachricht ein „Noch wach?“ ist, sollten direkt alle Alarmglocken läuten. Außerdem kann bereits der Eisbrecher darüber entscheiden, ob sich ein Gespräch entwickelt oder ihr geghosted werdet. Deswegen schreibt euch hinter die Ohren: „Hey is for horses“

Wenn ihr bis hierhin nach den Regeln gespielt habt, steht das erste Treffen unmittelbar bevor. Die Qual der Wahl hinsichtlich der Aktivitäten kann euch keiner abnehmen. Ein romantisches Abendessen wird von Hollywood zwar als Nonplusultra dargestellt, legt aber auch einen zu großen Erwartungsdruck auf euch. Ins Kino gehen ist eine ähnlich schlechte Entscheidung, da ihr zwar faktisch Zeit zusammen verbringt, aber so gut wie keine Möglichkeit für ein tiefgründiges Gespräch haben werdet. Wichtig ist nur, dass ihr beide Spaß an der Sache habt. Wenn euch trotzdem partout nichts einfällt, lasst euch von der Community eines Beziehungsratgebers unter die Arme greifen.

Schuster, bleib bei deinen Leisten

Doch egal wie gut euer Profil kuratiert ist, ihr solltet euch stets bewusst sein, was ihr wollt und auch, wie hoch der eigene Marktwert taxiert ist. Sich und seine Ansprüche zu kennen kann euch vor bitteren Enttäuschungen bewahren. Es scheint jedoch in der Natur des Universums zu liegen, immer das Unerreichbare am stärksten zu wollen.

Bereits Kai aus Lammbock wusste, dass „der kleine Ich-bin-nie-zufrieden-Mann in deinem Kopf wohnt, weil du nie zufrieden bist mit dem was du hast oder machst!“ Während das Zitat viel Platz für Interpretationsspielraum lässt, so steckt durchaus einiges an Wahrheit in ihm. So hat das Online Dating die Ansprüche an eine Partnerschaft komplett neu definiert. Denn hinter dem nächsten Profil könnte der vermeintliche Traummann lauern, egal wie perfekt euer aktuelles Date ist.

Den Moment zu genießen und glücklich zu sein ist für viele unvorstellbar geworden. Ob das daran liegt, dass wir zu realistisch geworden sind? Wozu sich überhaupt noch in jemanden verlieben, wenn das Ablaufdatum wie die Axt einer Guillotine über euch schwebt? In einer sich immer schneller drehenden Welt rücken altmodische Werte leider immer weiter in den Hintergrund.

Ihr müsst ja nicht die zukünftige Mutter eurer Kinder durch eine Dating-App kennenlernen – das sorgt spätestens für betretenes Schweigen, wenn ihr nach der Geschichte eures Kennenlernens gefragt werdet. Doch damit am Ende keiner Enttäuscht dasteht, sollte offen über die Erwartungshaltung gesprochen werden. Es ist absolut nichts Verwerfliches daran, zu unterschiedlichen Ziele unterwegs zu sein. Nette Gesellschaft hat bisher aber noch jede noch so langweilige Reise aufgewertet.

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